Montag, 28. April 2014

Und was kommt nach dem Schwimmkurs?

Nachdem das Thema gerade so aktuell ist, greife ich doch gerne mal die Fortsetzung zum letzten Post auf. Viele Eltern glauben, dass ihr Kind nach dem Schwimmkurs nun das Schwimmen gelernt hat und das Thema damit erledigt ist.

Liebe Eltern, erinnert Euch mal zurück, als ihr damals als Kinder das Fahrrad fahren gelernt habt (ohne Stützräder ;-)
Gell, das war erst mal eine ganz schön wackelige Angelegenheit....und wenn man das nur ein paar Tage ausprobiert und dann ein paar Wochen oder sogar Monate Pause macht: genau - man hat's wieder verlernt oder traut sich nicht. Ähnlich ist das beim Schwimmen lernen auch.

Das Schwimmen gelernt hat ein Kind - so pauschal gesagt - wenn es mindestens 15 Meter mit geordnetem Armzug/Beinschlag ("Froschbeine") stabil schwimmen kann. Manche Kinder legen dann auch schnell noch die letzten 10 Meter fürs' "Seepferdchen" drauf und wenn das Tauchen aus 1 m Tiefe und das Springen vom Beckenrand auch keine große Sache ist, hat es das "Seepferdchen" erreicht.

Danach braucht ein Kind eine Stabilisierungsphase, in der mindestens alle 2 Wochen das Schwimmen geübt wird (also nicht nur die tolle lange Rutsche im Westbad oder im See geschnorchelt u.ä.), sondern wirklich einige Meter Brustschwimmen müssen drin sein. Wer regelmässig mit seinem Kind schwimmen geht, kann das sicher auch selbst üben. Viele können das aber nicht in der notwendigen Regelmässigkeit. Dafür gibt es dann im Kinderschwimmen den sogenannten Aufbaukurs. Inhalt eines solchen Kurses muss zum einen natürlich das Stabilisieren sein, zum anderen muss aber mindestens noch eine weitere Schwimmart hinzu kommen (wie z. Bsp. das Rückenschwimmen).

An dieser Stelle möchte ich an alle Eltern appelieren: für die Kinder ist das Schwimmen lernen eine große Sache, auf die sie zu Recht stolz sein können, wenn sie mit all den Anforderungen klar kommen, die ein solcher Kurs stellt und sich ihren Ängsten und Unsicherheiten stellen und diese überwinden lernen. Das verdient unser aller Respekt und auch die richtige "Botschaft": wenn ein Kind einen solchen Weg gegangen ist, sollte es alle Unterstützung erhalten, das auch stabilisieren zu können. Entweder indem die Eltern mit dem Kind weiter üben oder ihnen den passenden Aufbaukurs ermöglichen.

Wir Kursleiter merken oft, wie es uns in der Seele weh tut - und das auch schon oft beim "Eltern-Kind-Schwimmen", wenn Kinder sich "auf den Weg machen", sich in eine Schwimmentwicklung hineinbegeben und daran "arbeiten" und nach Ende einer Kurssequenz die Eltern - manchmal aus nicht nachvollziehbaren Gründen - beschliessen, eine Schwimmpause einzulegen: das Kind wird dabei regelrecht aus seinem Lernprozess herausgerissen, in den es sich mit aller kindlichen Ernsthaftigkeit begeben hat.

Welche Botschaft vermitteln wir dabei unserem Kind?
Daß sein Lernen nicht so wichtig ist?
Daß Lernen nur wichtig ist, wenn es von den Großen vorgegeben wird?

Also Leute, dran bleiben! Und wenn man seinen Kurs (vorübergehend) nicht fortsetzen kann, dann redet mit euren Kindern und zeigt ihnen, dass ihr sehr wohl ihren Einsatz wahrgenommen habt !

In diesem Sinne, herzliche schwimmanregende Grüße ;-)
Deva Doege




Dienstag, 15. April 2014

Ab wann kann ein Kind schwimmen lernen?

Diese Frage kommt in unseren Kursen zur Zeit sehr häufig auf. Einerseits rücken natürlich die Ferien näher, wo man mit seinen Kindern an See oder im Meer schwimmen will, andererseits sorgen aber auch die unterschiedlichen Schwimmkonzepte der Schwimmschulen für Verwirrung. Die einen bieten Kinderschwimmen ohne Eltern bereits für Kinder ab 3 Jahren an, wieder andere erst für Kinder ab 5 Jahren.

Vielen Eltern ist auch gar nicht klar, was "schwimmen lernen" überhaupt heisst. Auch hier hat jede Schwimmschule ihr eigenes Konzept oder eigene Interpretationen....Die einen fangen mit dem Brustschwimmen an, andere präferieren zunächst die Rückenlage usw.

Wir können diese Frage also auch nur nach unserem ganz eigenen Verständnis und Erfahrungen beantworten; hierbei spielt die Kenntnis über die physiologischen und mentalen Fähigkeiten eines Kindes natürlich eine große Rolle.

Undenkbar erscheint die Vorstellung, ein 3-jähriges Kind einem vollkommen fremden Schwimmlehrer an den Beckenrand zu stellen. Ein Kind im selben Alter, das in den Kindergarten integriert wird, erlaubt man eine Eingewöhnungszeit mit Mama oder Papa, aber beim Schwimmen (!) soll es dann auf einmal alleine ohne Eltern auskommen und sich womöglich einem fremden Menschen anvertrauen können.
Wir sagen dazu entschieden N E I N !

Wir beginnen mit Kindern im Alter frühestens ab 4,5 Jahren mit dem Kinderschwimmkurs ohne Eltern. Ab diesem Alter ist ein Kind aus unserer Erfahrung heraus zum einen körperlich so weit entwickelt, dass es das Schwimmen von Kraft & Koordination heraus lernen kann, ohne überfordert zu werden. Zum anderen ist es in diesem Alter in der Lage, einen solchen Kurs mit allen Herausforderungen, die sich in einem Kurs ohne Eltern mit anderen (schwimmunfähigen!) Kindern im tiefen Wasser zu stellen!

Denn zum Schwimmen lernen gehört einfach mehr, als koordinierte Bewegungen ohne unterzugehen....man muss in der Lage sein, gestellte Anforderungen umzusetzen, sich in einer Gruppe von anderen Kindern einzuordnen, Sicherheitshinweise zu beachten und verstehen lernen. Besonders dieser letzte Punkt ist sehr wichtig, um Schwimmkompetenz zu erlangen.

Mir ist durchaus klar, dass dieses Thema ein heikles Thema ist, denn viele Kinder können bei Einschulung noch nicht schwimmen. Schwimmen steht aber auf dem Lehrplan der Grundschule und stellt somit für die Lehrer ein großes Problem dar, wenn sie mit einer Klasse von 25-30 Kindern Schwimmunterricht abhalten sollen, von denen mehr als 2/3 oft nicht schwimmen können. Es ist unseren Lehrern in dieser Anforderung nicht möglich, Kindern das Schwimmen zu vermitteln. Allenfalls ist es möglich, bestehende Kompetenzen zu stabilisieren und geringfügig auszubauen. Daher sollten Kinder bei Schuleintritt das Schwimmen erlernt haben!

Dennoch bleiben zwischen 4,5 Jahren und dem Schuleintritt noch hinreichend Zeit, dies zu lernen.

Ein Kind, das in ein entsprechendes Konzept bereits ab 3 Jahren angemeldet wird, wird entweder massiv überfordert oder braucht mehrere Kurse in Folge, um das Schwimmen zu erlernen. Hierbei sind die Kinder, die ggfs. mit Ängsten oder Unsicherheiten zu kämpfen haben noch gar nicht berücksichtigt.....

In den letzten Monaten bin ich in meinen Schwimmkursen immer wieder mit Kindern konfrontiert worden, die von anderen Kursanbietern zu  uns wechseln und bereits das "Seepferdchen" oder sogar das "bronzenen Schwimmabzeichen" erworben haben. Bei näherer Betrachtung können die sogenannten "Seepferdchen" nicht mal 1 Bahn schwimmen und das "bronzene Abzeichen" wird verliehen, ohne Springen und Tauchen zu können oder gar die Baderegeln zu kennen.

All dies geschieht auf dem Rücken unserer Kinder. Sind die Kurse dieser Schwimmschulen zu überfüllt, dass die Schwimmlehrer nicht mehr klar kriegen, wem sie ein Abzeichen ausgeben? Oder sieht das (für die Eltern???) einfach besser aus, wenn man sagen kann, dass alle Kinder das jeweilige Abzeichen geschafft haben?

Welche Botschaft vermitteln wir unseren Kindern, wenn wir Ihnen Abzeichen vergeben, für die sie die Leistung nicht erbracht haben? Dass wir ihnen nicht zutrauen, dass sie die Leistung aus eigenem Antrieb und Kompetenz heraus schaffen können! Und, dass es keinen Wert hat, sich für eine Sache zu bemühen, die man auch so hinterher geworfen bekommt!

Wie sieht es mit der Sicherheit eines Kindes mit "bronzenem Abzeichen" im öffentlichen Bad aus, das auch der Schwimmeister wahrnimmt....

An dieser Stelle sind einfach die Eltern klar gefordert (wie immer ;-) - sich mit der Thematik und ihren Kindern auseinander zu setzen.

Ein Kind kann schwimmen lernen, wenn es über die Fähigkeit zu Kraft & Koordination sowie die Kursfähigkeit verfügt - UND: wenn es selbst dazu bereit ist! Damit ein Kind diese Entscheidung wirklich auch selbst treffen kann, sollte es wissen, was das bedeutet. Viele Kinder denken in erster Linie an das "Seepferdchen". Fragt man sie also, ob sie schwimmen lernen wollen, hören sie "willst du das Seepferdchen"? Die Antwort ist klar, oder ?! Um also eine vernünftige Antwort geben zu können, muss die Frage auch "vernünftig" gestellt werden - zum Beispiel durch eine Probestunde !

Wir finden, all dies ist einem Kind frühestens ab 4,5 Jahren zuzumuten und sinnvoll!

Schwimmfreundliche Grüße,
Deva Doege





Dienstag, 1. April 2014

Badekragen

Nun hat der "Badekragen" aus Fernost auch Deutschland erreicht. Verbreitet über die Babymessen u.ä. soll er nun das Baden und Schwimmen des Babies erleichtern.
Als ich das erste Mal ein entsprechendes Video auf youtube sah, wollte ich es kaum glauben!!! Tatsächlich wird das Teil sowohl für das Baden als auch das Babyschwimmen empfohlen, dh. der Säugling befindet sich mehr oder weniger schwebend mit diesem Schwimmring um den Hals gebunden im Wasser. Aus osteopathischer Sicht kann ich von der Benutzung dieses Schwimmkragens nicht nur abraten, sondern möchte zu extremer Vorsicht im Umgang mit diesem Badekragen raten. Bedingt durch den starken Auftrieb und die erzwungene Körperhaltung (bei einem Säugling mit entsprechend noch nicht aufgerichteter stabiler Rückenmuskulatur und Nackenkontrolle!) sind sogenannte Atlasverletzungen nicht auszuschliessen. Davon abgesehen, stellt sich auch die Frage, welchen Nutzen ein solches Gerät haben soll. Am besten ist ein Baby in diesem Alter in den Armen seiner Eltern aufgehoben, ob in der Badewanne oder im Schwimmbad!

Seit 30 Jahren wissen wir, dass die beste Haltung beim Schwimmen mit Auftrieb (Schwimmring) um die Körpermitte erreicht wird. Und was tun wir? Schwimmflügel an die Arme oder Badekragen um den Hals des Babies anziehen. Da stellen sich mir die Haare zu Berge, oder auch auf gut boarisch: Leid, seids' narrisch?!

In diesem Sinne, badefreundliche Grüße
Deva Doege