Donnerstag, 18. Februar 2016

Meine Hebamme sagt.....

Magda ist 34 und erwartet in den nächsten Tagen ihr 2. Kind. Bislang war sie ganz zuversichtlich für die Geburt und freute sich, dass bald das Geschwister für ihre große Tochter auf die Welt kommen würde.
Der letzte Ultraschall beim Frauenarzt ergab ein zu erwartendes Geburtsgewicht von 3.800 Gramm; auch beim Vorsorgetermin der Hebamme meinte Diese, dass das Kind mit Sicherheit früher kommt....
Magda befürchtet aufgrund des Geburtsgewichts nun eine schwere Geburt; die Prognose der Hebamme setzt sie zeitlich unter Druck. Was? Das Baby kommt früher?....

Wieso tun diese Berufshelfer derartiges? Sind sie sich dessen nicht bewusst, wie sehr sie die schwangere Frau verunsichern? Kein Mensch kann das Geburtsgewicht wirklich verlässlich "messen". Oft genug kommen die als so groß oder schwer prognostizierten Babies mit deutlich anderen Werten zur Welt.
Um eine medizinisch sinnvolle Information zu geben, reicht es aus, den Entwicklungsfortschritt festzustellen und der werdenden Mutter Zuversicht zu vermitteln, dass sich ihr Kind prächtig entwickelt hat. Ohne Zahlenroulette zu spielen.

Auch weiß keine Hebamme der Welt, wann ein Kind tatsächlich auf die Welt kommt. Ganz egal welche Anzeichen (aus ihrer Sicht) für eine baldige Geburt sprechen mögen - wann es tatsächlich soweit ist, weiß kein Mensch.

Solche "Diagnosen" und Prognosen sind nicht hilfreich. Medizinisch betrachtet, haben sie keinerlei Aussagekraft!

Fühlen sich diese Berufshelfer "kompetenter" oder "mächtiger" mit diesem Tun? Glauben Sie, der Frau damit zu helfen?

Nun, ich glaube, sie helfen NICHT. Denn viel mehr geht es darum, dass die Frau sich in ihrer Mitte gestärkt fühlen kann. Und nicht von außen sozusagen mit Informationen von sich weg geführt wird, die ihr im Grunde nicht helfen,sondern Unsicherheiten schüren.

An dieser Stelle möchte ich dennoch eine Lanze für die Hebamme brechen. Denn sie ist es, die einer Frau in Schwangerschaft und Geburt treu zur Seite steht und sie optimal unterstützt und die meisten Hebammen leisten einen wertvollen Beitrag in der Unterstützung der sich ihr anvertrauenden Schwangeren. In meiner Sprechstunde ermuntere ich Frauen, sich insbesondere in der Vorsorge viel mehr mit einer Hebamme zu beraten. Schwangerenvorsorge ist eine Hebammenleistung!

Doch egal, ob nun Geburtshelfer,  Geburtsvorbereiterin, Heilpraktiker/In oder Doula - JedeR, der oder die mit einer werdenden Mutter arbeitet, muss sich klar werden, wie wichtig die Achtsamkeit im Umgang mit dem besonderen Zustand der Schwangerschaft ist. Abgrenzungen lösen sich auf und Schwangere sind empfänglich für allerlei Sinniges und Unsinniges. Das kann auch schnell verunsichern.

Eine werdende Mutter sollte sich ihrer großen Empfindsamkeit und Empfänglichkeit bewusst werden und diesen Raum schützen lernen. D.h. auch sich vor allem abzugrenzen, was sie nicht unterstützt, sondern sie im Gegenteil schwächt. Achtsamkeit für sich im Alltag entwickeln.